Als ich den leiblichen Vater meines Kindes kennengelernt habe, war ich selber noch sehr verletzt. Die Scheidung meiner Eltern hatte mein Grundvertrauen in ein Beziehungsmodell und meinen Glauben an Gott zutiefst erschüttert. Vielleicht habe ich deshalb unbewusst nach einer weiteren Enttäuschung gesucht, um die Bestätigung meiner Überzeugung zu bekommen. Beim Kennenlernen war schnell klar, dass er später weder mal heiraten noch eine Familie möchte. Vor mir war er nur in flüchtigen Beziehungen oder schlug seine Jahre mit One-Night-Stands, die er akribisch genau dokumentierte, herum. Das schreckte mich ab, doch er kämpfte hartnäckig um mich. Während unserer Kennenlernphase hatte ich die Diagnose Brustkrebs und er besuchte mich bereits täglich im Krankenhaus. Er gab sein Bestes, um mich zu überzeugen, dass er mein Traummann ist. Dabei hatte sich an der Tatsache, dass er gerne in einer offenen Beziehung leben möchte, nichts verändert. Aber ich hatte die rosarote Brille auf und mir alles schöngeredet. Da gab es die Hoffnung in mir, dass ich die eine Frau bin, für die er alles ändert. So steckte ich bald in einer Beziehung mit ihm, die sich als mein persönlicher Albtraum entpuppte.
Mein Alltag mit ihm war von Vorwürfen, Beschimpfungen und Drohungen geprägt. Nach 10 Monaten toxischer Beziehung, war ich fest entschlossen, die Partnerschaft zu beenden. Jedoch stellte ich dann fest, dass ich ungeplant von ihm schwanger war. Er wollte mich zur Abtreibung zwingen, aber ich habe mich für das Baby und in dem Fall gegen ihn entschieden.
Der Versuch die Beziehung zu retten und zusammenzuziehen, scheiterte nach 2,5 Jahren kläglich.
Die Trennung war damals eine Befreiung für mich, raus aus dem zerstörerischen Muster. Es hat sich zwar etwas an meinem Beziehungsstatus geändert, aber alleine war ich auch schon in der Beziehung.
Ich war am Ende angekommen
All die Erlebnisse und Grausamkeiten in der Beziehung hinterließen seine Spuren in mir. Ich war am Ende meines Lebens angekommen, gescheitert bis aufs Letzte. Stand da, wo ich niemals sein wollte. Die einst so lebensfrohe und selbstbewusste Frau, ist zu einer gekränkten, traurigen, lebensmüden Frau ohne Selbstwert geworden. Was ist von mir noch übrig geblieben? Auf der Suche nach dem Glück habe ich mich selbst verloren. Immer mehr Kompromisse gemacht und hatte keine klare Richtung mehr. Ich fühlte mich wie der letzte Abschaum, so fand ich mich eines Tages komplett verzweifelt auf dem Boden liegen. Alles um mich drehte sich und ich wollte nicht mehr aufstehen. Ich war überfordert und am Ende meiner Kräfte, dabei hatte ich das Leben als alleinerziehende Mutter erst noch vor mir.
Es gibt immer einen Weg zurück zu Gott
Doch dann blühten die Kindheitserinnerungen in mir auf, früher war Gott mein Rückzugsort. Damals habe ich Gott einfach kompromisslos vertraut - bis zu dem Zeitpunkt, als sich meinen Eltern scheiden ließen. Mein Weg ohne Gott war geprägt von einer langen Suche, gefolgt von unzähligen Enttäuschungen und Verletzungen. Ich hatte eine Sehnsucht, zurück zu meinem himmlischen Vater zu gehen. Ich weiß, ich war, wie der verlorene Sohn im Gleichnis der Bibel, der seine eigenen Wege ging. Aber es gibt immer einen Weg zurück zu Gott, es ist nie zu spät. Und Gott hat auf mich gewartet, er hat mich aufgefangen. In dieser aussichtslosen Situation habe ich Gott mein Leben ganz neu übergeben und ihm meinen Schmerz, meine Verletzungen und Enttäuschungen gebracht.
Nein, ab diesem Zeitpunkt war nicht alles gut, Jahre der Aufarbeitung begannen. Aber ich war auf dem richtigen Weg und meine Reise mit Gott begann.
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